Die Vendée Globe ist in vollem Gange und als einziger deutscher Segler nimmt Boris Herrmann teil. Bislang kann der Skipper sich nicht beklagen und segelt seit Beginn der Regatta konstant im vorderen Feld mit. Was hat der 39-Jährige denn eigentlich vor seinem Start bei der Vendée Globe gemacht?

„Eben erst hat er sein BWL-Studium abgeschlossen, Note 1,8. Jetzt hat Boris Herrmann (26) andere Ziele. Er könnte Deutschlands neuer Hochsee-Star werden“, mutmaßte Carsten Kemmling im Magazin „Yacht“ im Dezember 2008 noch. Und er behielt recht. Heute ist Herrmann ein erfolgreicher Segler, der bereits die Klimaaktivistin Greta Thunberg über den Atlantik brachte. Rückblickend lässt sich jetzt schon sagen, dass Herrmann in seiner Karriere so viel erreicht hat, wie kein anderer deutscher Skipper vor ihm.

Bei den noch immer stark französisch geprägten Ozean-Regatten mischte bisher kaum ein deutscher Teilnehmer so ordentlich mit, wie Herrmann. Seit seinem Einstieg in die Profiliga vor zwölf Jahren kann der Vater einer sechs Monate alten Tochter von seinem Verdienst leben.

Was war vor dem Durchbruch?

Während seines BWL-Studiums und seiner Zeit bei Logemann-Yachting konnte Herrmann einiges an Meilen in seinem Logbuch eintragen. Mit Törns auf dem Atlantik, Mittel- und Nordmeer sammelte er mehr als 20.000 Meilen, auf die noch viele weitere folgen sollten. Der in Oldenburg geborene Skipper entwickelte eine große Liebe zur See, was ihn letztendlich zu den großen Regatten brachte. Denn wer nicht selbst mit einer ordentlichen Portion Herzblut und der Unterstützung von Seiten der Eltern oder Vereinen dabei ist, hat es im Segelsport schwer.

Laut Kemmling bezeichnete Herrmann seinen Vater gerne als „militanten Fahrtensegler“, der ihm die Leidenschaft in jungen Jahren eintrichterte. Seine Kindheit und Jugend verbrachte Herrmann beinahe ausschließlich auf dem Boot. Was war also anderes zu erwarten als die Verfolgung seiner Leidenschaft bis in den höchsten Profisport? Nachdem er 2005 deutscher Meister in der 505er Klasse wurde, gewann er drei Jahre später das Portimao Global Ocean Race, einer Regatta in fünf Etappen um die Welt. Dafür erhielten er uns sein Co-Skipper den Trans-Ocean-Preis, der jährlich eine besondere Leistung im Hochseesegeln auszeichnet.

Gescheiterter Versuch: Keine Weltumseglung in Rekordzeit

2016 sollte das Jahr werden, in der die Crew des Trimarans „Idec“ die Erde in Rekordzeit umsegeln sollte. Doch nach sechs Tagen mussten die Mitglieder wetterbedingt aufgeben. Nun ist Herrmann gewillt, die Welt auf eigene Faust zu umsegeln und liegt bei der Vendée Globe derzeit gut im Rennen. Auch für eine weitere Welt-Regatta kündigte er bereits seine Teilnahme an.

Neben der Vendée Globe gilt das Ocean Race als einer der härtesten Regatten der Welt. Von Herbst 2021 bis Sommer 2022 werden sich die Teams den Turbulenzen der Weltmeere stellen. Als erster deutscher Hochseesegler seit 19 Jahren wird Herrmann mit dem Team Malizia beim Ocean Race an den Start gehen.

Foto: AFP

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